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Konsular-Tipps der deutschen Auslandsvertretungen zur Erdbebenvorsorge
Einführung
In Japan kann es jederzeit zu einem größeren Erdbeben kommen. Das letzte größere Beben war das „Schwere Ostjapanische Erdbeben“ 2011 dessen Auswirkungen auch in Tokyo deutlich spürbar waren und 1995 das Hanshin Erdbeben in Kobe bei dem auch die Kanzlei des Deutschen Generalkonsulats
zerstört wurde. Seitens der Seismologen wird im Zeitraum der nächsten 30 Jahre ein schweres Erdbeben für die Region Kanto zu dem auch der Großraum Tokyo zählt, wie auch für die Region Tonankai, die auch die Agglomerationen von Nagoya und Osaka umfasst, erwartet. Eine wirksame Erdbebenvorhersage ist den Wissenschaftlern bisher trotz aller Anstrengungen noch nicht gelungen.
Auf diese Bedrohung kann man unterschiedlich reagieren. Viele werden versuchen, die Gefahr zu verdrängen. Sinnvoller ist es jedoch, diese Möglichkeit zu durchdenken und Vorkehrungen zu treffen, die dann im Ernstfall die Gefahren deutlich verringern helfen. Hierzu möchte Ihnen die Botschaft einige Vorschläge machen.
Vorsorge
- Achten Sie bei der Auswahl Ihrer Wohnung darauf, dass sie nach den aktuellen Vorschriften für erdbebenfestes Bauen aus dem Jahre 1981 errichtet wurde.
- Sichern Sie die Schränke, Regale und den Kühlschrank in Ihrer Wohnung mit Winkeln und anderen Vorkehrungen vor dem Umfallen (erhältlich in jedem Baumarkt). Schwere Gegenstände und Gläser gehören nicht in die oberen Regale. Ein Großteil der Verletzungen bei Erdbeben wird nämlich durch herabfallende Gegenstände verursacht.
- Machen Sie sich mit den Notausgängen an Ihrem Wohn- und Arbeitsort vertraut. Prüfen Sie, ob sich die Türen öffnen lassen und achten Sie darauf, dass die Zugänge nicht verstellt sind. Sie sollten den Fluchtweg auch bei Dunkelheit finden können.
- Machen Sie sich mit dem Standort und der Bedienung von Feuerlöschern in Ihrer Umgebung vertraut. Nehmen Sie an Lehrgängen in Erster Hilfe teil und prüfen Sie Ihren Verbandskasten
Jede Straße in den großen Agglomerationen Japans wurden Sammelplätze/Evakuierungsplätze zugeordnet, so hat Tokyo zum Beispiel 48. Einen Übersichtsplan finden Sie für Tokyo unter
http://www.bousai.metro.tokyo.jp/english/index.html. und für Osaka unter http://www.city.osaka.lg.jp/contents/wdu020/enjoy/en/emergency/index_en.html Machen Sie sich mit deren Lage vertraut und ermitteln Sie den besten Weg von Ihren wichtigsten Aufenthaltsorten dorthin. Planen Sie auch Alternativwege ein. Die Sammelplätze können Sie den zahlreichen Schildern im Stadtgebiet und den Informationsbroschüren entnehmen.
Deponieren Sie vor Ihrem Bett feste Schuhe und einen Satz warmer Kleidung in Griffweite.
Registrieren Sie sich in der Deutschenliste des Auswärtigen Amts. Falls Sie eine Ausbildung als Arzt/Ärztin, Krankenschwester/Pfleger o. ä. haben oder in Erster Hilfe ausgebildet sind und im Krisenfall helfen wollen, melden Sie sich bitte beim Krisenstab der Botschaft.
Halten Sie zu Hause und am Arbeitsplatz Taschenlampen, einen Schutzhelm und Notgepäck griffbereit. Das Notgepäck sollte an Ihrem geplanten Fluchtweg aus dem Gebäude deponiert werden.
Nehmen Sie an den Erdbebenübungen teil, die in Japan jedes Jahr Anfang September landesweit stattfinden.
Überprüfen Sie Ihre Notfallvorkehrungen nach jedem kleineren Erdbeben.
Notgepäck
Packen Sie einen Rucksack mit den notwendigen Dingen, um drei Tage auf einem Sammelplatz im Freien durchzuhalten. Diesen Zeitraum sollte man einkalkulieren, bis nach einem wirklich starken Erdbeben die Hilfe von außen in größerem Umfang einsetzt.
Pro Person 3 Liter Wasser (2 große Plastikflaschen), haltbare Verpflegung (z. B. Kekse, Studentenfutter), Schlafsack, Isoliermatte, Schutzhelm, Regenschutz (auch Plastikfolie), Verbandsmaterial, Impfpass, Toilettenpapier, Bargeld, Ausweispapiere (ggf. Kopien), Taschenradio mit Ersatzbatterien, Landkarte Ihrer Umgebung, Medizin, Taschenlampe, Kerzen, Taschenmesser, Feuerzeug, Ersatzbrille, Plastiktüten, Armbanduhr, Kugelschreiber und Papier, Telefonkarte und Kleingeld für öffentliche Fernsprecher, wichtige Schlüssel, Japanisch- Taschenwörterbuch. In japanischen Kaufhäusern können fertige Zusammenstellungen erworben werden.
Gefahrenszenario
Man sollte sich gedanklich mit dem ungünstigsten Fall auseinandersetzen, um optimal vorbereitet zu sein:
- Dauer des Erdbebens etwa eine Minute ohne Vorankündigung so stark, dass man sich nicht auf den Beinen halten kann. In Wohnungen kann alles umkippen oder herunterfallen, was nicht fest verankert ist. Bauwerk und Wände geben nach; Tür –und Fensterrahmen verziehen sich. Oft folgen kräftige Nachbeben in den folgenden Stunden und Tagen.
Auch wenn die Straßen nicht sofort durch Trümmer unbenutzbar sein sollten, ist ein Auto in kürzester Zeit nutzlos, da die Polizei nur Rettungsfahrzeuge passieren lässt. Man sollte sich nur noch zu Fuß oder mit dem Fahrrad fortbewegen. Möglicherweise lässt die Polizei Bewegungen nur in Richtung auf die festgelegten Sammelplätze zu. Es ist dann nicht möglich, das Stadtgebiet zu verlassen oder andere Stadtteile zu erreichen.
Wasser, Strom und Telefonleitungen sind möglicherweise unterbrochen. Auf den Straßen stellen zerrissene Stromleitungen eine ernste Gefahr dar. Halten Sie ausreichend Taschenlampen bereit. Wenn das Telefonnetz zusammenbricht, ist eine Kontaktaufnahme mit Angehörigen an anderen Aufenthaltsorten nicht möglich. Sprechen Sie deshalb vorher ab, wie Sie sich im Ernstfall verhalten werden (Erstversorgung, vorherige Festlegung des ersten Treffpunktes). Machen Sie sich mit den Möglichkeiten des Disaster Message Boards (Kommunikation im Notfall bei Ausfall des Mobilfunk- und Festnetzes ) vertraut.
In der näheren Umgebung kommt es zu einigen kleineren und größeren Bränden. Löschen Sie in Nachbarschaftshilfe kleinere Brände. Die Feuerwehr wird durch verstopfte Straßen und gebrochene Wasserleitungen kaum in der Lage sein, die Brände schnell unter Kontrolle zu bekommen. Großbrände sind eine ernstere Gefahr, als das Erbeben selbst. Beobachten Sie Ihre Umgebung und die Windrichtung. Falls Ihr Aufenthaltsort von Feuer bedroht wird oder unbewohnbar geworden ist, begeben Sie sich mit Ihrem Notgepäck zu den Sammelplätzen und dort eher auf die windabgewandte Seite. Die Sammelplätze sind meist größere Freiflächen, die auch als Feuerschneisen wirken sollen.
Versuchen Sie auf den Sammelplätzen mit anderen Europäern eine Gruppe zu bilden. Stellen Sie eine Liste der dort befindlichen Deutschen und anderer Europäer auf nach dem Muster. Versuchen Sie dann, diese Liste der Botschaft zu übermitteln. Sollten Sie die deutsche Botschaft nicht erreichen können, versuchen Sie, mit Botschaften anderer EU-Staaten Kontakt aufzunehmen. Bitte führen Sie sich die begrenzten Möglichkeiten der Botschaft zu einer längerfristigen Aufnahme und Versorgung von deutschen Staatsangehörigen vor Augen.
In erster Linie werden sich die japanischen Behörden um Rettungsmaßnahmen sowie um medizinische und allgemeine Versorgung kümmern, so dass es das vorrangige Ziel der Botschaft ist, über das Auswärtige Amt Ihre Angehörigen in Deutschland zu benachrichtigen und die Bundesregierung über den Umfang der Schäden zu informieren, damit Hilfsmaßnahmen eingeleitet werden können. Eine gezielte Suche der Botschaft nach einzelnen Deutschen wird nicht möglich sein. Die Rettung und Versorgung der Einwohner organisieren die japanischen Behörden für Japaner und Ausländer gleichermaßen.
Nach einer Erdbebenwarnung
- Lassen Sie den Fernseher und das Radio eingeschaltet.
- Füllen Sie die Badewanne und Eimer mit Wasser.
- Kümmern Sie sich um hilflose Personen in der Nachbarschaft.
- Benutzen Sie nicht Ihr Auto, sondern öffentliche Verkehrsmittel und Taxis.
- Hören Sie nicht auf Gerüchte, die in solchen Situationen entstehen. Verlassen Sie sich nur auf Informationen aus zuverlässigen Quellen.
- Ziehen Sie Kleidung an, in der Sie beweglich sind und schlafen Sie angezogen.
Verhalten während des Erdbebens
A) In Gebäuden
Die erdbebenfeste Architektur hat große Fortschritte gemacht. Es ist wahrscheinlich, dass Wohnhäuser und Hochhäuser, die nach den Vorschriften von 1981 gebaut wurden, auch bei einem starken Erdbeben intakt bleiben.
- Löschen Sie offenes Feuer und stellen Sie Gashähne ab.
- Schützen Sie Ihren Kopf vor herabfallenden Gegenständen. Stellen Sie sich in Türrahmen oder suchen Sie unter Tischen Schutz. Kleinere Räume sind wegen geringerer Einsturzgefahr sicherer als große. Gegenstände ohne größere Kippgefahr und mit großem Volumen (Waschmaschinen, Geschirrspüler, Betten) können durch einstürzende Wände, Querträger und Pfeiler nicht vollkommen vernichtet werden. Herabfallende Trümmer erzeugen neben diesen Gegenständen oft einen Freiraum, in dem man ausharren kann.
- Begeben Sie sich in die Nähe des Notausgangs, öffnen Sie die Tür und Fenster zum Fluchtweg, damit sie sich nicht verklemmen können. Je kleiner der Raum, desto stabiler ist die Decke. Besonders sicher sind Sie in einem Türrahmen. Achten Sie auf Schränke und schwere Gegenstände in Ihrer Nähe.
- Flüchten Sie nicht in Panik auf die Straße, da Sie dort durch herabfallende Trümmer und Glassplitter stärker gefährdet sind.
- Benutzen Sie keine Aufzüge. Wenn Sie sich in einem befinden, öffnet sich dieser vermutlich automatisch in der nächsten Etage. Ansonsten drücken Sie alle Etagenknöpfe, bewahren Sie Ruhe und benutzen Sie die Sprechanlage.
- Benutzen Sie die sicherste Fluchtmöglichkeit, entweder nach unten oder Richtung Dach. Beim Verlassen eines Gebäudes bitte keine Kerzen, Streichhölzer oder Feuer anzünden.
- Klären Sie zusammen mit Ihren Nachbarn die Lage und sehen Sie nach, ob noch Personen in Fahrstühlen eingeschlossen sind.
- Bekämpfen Sie Brände und speichern Sie vorsorglich Wasser in Badewannen und Eimern.
- Auf mehreren Fernsehkanälen wird innerhalb von 2-3 Minuten eine Japan-Karte mit den Erdbebenstärken von 1 bis 7 eingeblendet. Dort können Sie sich einen Überblick verschaffen. Englische Ansagen werden eingestreut. Ausführliche Ansagen in Englisch erfolgen im zweiten Tonkanal des Fernsehens (Sub-Channel; z. B. NHK Satellitenkanal). Im Radio kommen englische Ansagen auf INTER-FM 76,1 Mhz (UKW) und im amerikanischen Radioprogramm FEN auf 810 KHz-AM (Mittelwelle).
- Beobachten Sie Ihre Umgebung auf Großfeuer. Sollte sich ein Brand nähern oder ihr Haus unbewohnbar sein, begeben Sie sich zum Sammelplatz.
- Wenn Sie in einem Kaufhaus, Kino, Theater oder im Zug sind, folgen Sie den Anweisungen des Personals, das für solche Situationen geschult ist. Bleiben Sie ruhig. Eine Panik wäre gefährlicher als das Erdbeben selbst.
B) Auf der Straße
- Schützen Sie Ihren Kopf mit den Händen, einer Tasche oder anderen Gegenständen.
- Begeben Sie sich auf Freiflächen oder in Hauseingänge. Nehmen Sie sich in Acht vor herabfallenden Trümmern, Glassplittern und Neonreklamen. Halten Sie Abstand zu Getränkeautomaten, Mauern, Masten und zerrissenen Leitungen.
C) Im Auto
- Möglicherweise erkennen Sie ein Erdbeben nicht sofort, wenn Sie sich im Auto befinden. Das Steuerrad reagiert ungewöhnlich und man erhält den Eindruck geplatzter Reifen.
- Fahren Sie an den linken Straßenrand und halten Sie dort, damit die Straße für Rettungsfahrzeuge frei bleibt. Beobachten Sie Ihre Umgebung, insbesondere im Hinblick auf herabfallende Gegenstände.
Schalten Sie das Autoradio ein. Falls Sie Ihr Auto verlassen, lassen Sie den Zündschlüssel stecken und die Fahrertür unverschlossen.
Auf Schnellstraßen verringern Sie Ihr Tempo vorsichtig, ohne nachfolgende Autofahrer zu gefährden. Auf Hochstraßen halten Sie an den gekennzeichneten Nottreppen oder fahren Sie bis zum nächsten Stützpfeiler weiter. Verlassen Sie den Shuto zu Fuß über die Nottreppen oder über eine Ausfahrt.
Ihr Auto wird als Fortbewegungsmittel untauglich. Die Straßen dürften spätestens nach 15 Minuten verstopft sein bzw. von der Polizei gesperrt werden. Sie können mit dem Auto das Stadtgebiet nicht verlassen und wahrscheinlich auch keine anderen Stadtteile erreichen.
D) Am Meer und in den Bergen
In der Folge von Erdbeben können große Flutwellen entstehen, die sogenannten Tsunamis. Verlassen Sie nach einem Erdbeben sofort das Küstengebiet und begeben Sie sich auf einen höhergelegenen Platz. Rechnen Sie mit mehreren aufeinanderfolgenden Tsunamis. Entsprechende Warnungen werden im Radio und Fernsehen durchgegeben. In bergigen Gebieten kann es zu Erdrutschen kommen. Verlassen Sie auch diese Bereiche.
Nach dem Erdbeben
- Ruhe bewahren und andere beruhigen
- Prüfen, ob es Opfer gibt! Versuchen Sie nicht, eine schwerverletzte Person zu bewegen, es sei denn, ihr Leben ist in Gefahr. Erste Hilfe an Ort und Stelle geben!
- Prüfen Sie die elektrischen Anlagen und Geräte. Stellen Sie den Zentralschalter ab oder ziehen Sie den Stecker raus.
- Bleiben Sie nicht in beschädigten Gebäuden oder betreten Sie solche Gebäude nicht. Fahren oder laufen Sie nicht ohne Grund auf der Strasse.
- Wenn Sie verschüttet sind, schlagen Sie an eine Wand und versuchen Sie Geräusche zu erzeugen. Gehen Sie mit Ihrer Körperkraft sparsam um. Vergessen Sie nicht, dass Suchtruppen Sie in der Stille der Nacht besser hören können.